Er ist einer der umstrittensten Beautytrends: die Haare ausfetten lassen. Angeblich soll das vor allem bei Menschen, die zu fettiger Kopfhaut neigen, Wunder wirken. Influencer schwören darauf, viele Dermatolog:innen sprechen dagegen von einem Mythos. Was Expert:innen stattdessen empfehlen und alle Infos zum Trend erfahren Sie in diesem Artikel.
Keine Frage: Fettiges Haar ist lästig und wirkt oft ungepflegt. Dabei ist es völlig normal, dass die Talgdrüsen in der Kopfhaut Fett produzieren. Denn das schützt die Kopfhaut und die Haare vorm Austrocknen, macht sie geschmeidig und elastisch und sorgt dafür, dass sie nicht brechen. Insofern ist die Talgproduktion an sich ein gesunder und wichtiger biologischer Vorgang. Unangenehm wird es erst, wenn dieser aus dem Gleichgewicht gerät – die Drüsen also zu wenig oder zu viel Talg produzieren. Das kann dann entweder zu trockener oder aber zu fettiger Kopfhaut und damit auch zur Schuppenbildung führen.
Vielleicht kennen Sie das auch: Sie haben sich gerade erst die Haare gewaschen und schon haben Sie wieder einen fettigen Ansatz? Damit sind Sie nicht allein. Viele Menschen neigen zu schnell fettender Kopfhaut. Das ist vor allem erblich bedingt, aber auch Hormone, Ernährung oder Stress können Einfluss auf die Talgproduktion haben.
Darum gibt es seit einigen Jahren den Trend, die Haare ausfetten zu lassen – also sich über einen längeren Zeitraum die Haare nicht mehr zu waschen. Diese gewöhnungsbedürftig klingende Prozedur soll dazu führen, dass die Talgdrüsen die übermäßige Fettproduktion nach einer Weile einstellen und sich damit das Problem schnell fettender Haare erledigt. Positiver Nebeneffekt: Es lässt sich damit viel Zeit und Geld für Styling-Produkte sparen. Aber bringt es wirklich etwas, die Haare durchfetten zu lassen?
Da vor allem Influencer auf den Beautytrend schwören, tummeln sich im Internet auch unzählige Anleitungen, wie sich Haare ausfetten lassen. Sie lesen sich allesamt ähnlich: Zunächst erfolgt noch einmal eine gründliche Haarwäsche mit Shampoo, danach sollte möglichst lange entweder ganz auf das Waschen verzichtet oder die Haare nur mit Wasser gewaschen werden (auch „No Poo" genannt). Auch andere Styling-Produkte sind in dieser Zeit tabu, Durchbürsten dagegen erlaubt, um das Fett gleichmäßig im Haar zu verteilen.
Die eher unansehnlichen durchfettenden Haare lassen sich mit einer Kopfbedeckung, einem Dutt oder einem Pferdeschwanz alltagstauglich kaschieren. Wie lange es dauert, die Haare ausfetten zu lassen, ist individuell unterschiedlich. Manche waschen sich die Haare über Wochen und Monate nicht.
Viele Dermatolog:innen bezweifeln, dass das Ausfetten der Haare tatsächlich gesund ist und den gewünschten Effekt erzielt. Für die meisten ist das Ausfetten lassen der Haare sogar ein Mythos. Denn dadurch, dass die Talgproduktion von den bereits genannten Faktoren abhängt, sei es den Drüsen egal, ob bereits „genug Fett“ vorhanden ist. Sie drosselten dadurch nicht die Produktion.
Gerade bei ohnehin fettiger Kopfhaut soll das Ausfetten der Haare nicht gesund sein: So kann das überschüssige Fett nach einer Weile zu Ausschlag oder sogar Hautpilz führen. Empfindliche Kopfhaut gerät so schnell aus dem Gleichgewicht. Das häufige Resultat vom Ausfetten lassen der Haare: Die Kopfhaut juckt und fühlt sich unangenehm an. Auch für Pollenallergiker ist es in der Hauptsaison nicht ratsam, die Haare nicht täglich auszuwaschen.
Ist die grundsätzliche Idee, die Haare fetten zu lassen, indem man sie seltener wäscht, also vollkommen falsch? Nicht unbedingt. Denn Expert:innen raten zum Beispiel Menschen, die zu trockener Kopfhaut neigen, sich nicht täglich die Haare zu waschen. Auch bei normaler Kopfhaut ist es kein Problem, zwischendurch ein paar Tage ganz oder gelegentlich auf das Shampoo bei der Haarwäsche zu verzichten.
Das hat dann aber nichts damit zu tun, die Haare ausfetten zu lassen. Vielmehr geht es darum, einen dem Haartyp angepassten Waschrhythmus sowie die richtigen Pflegeprodukte zu finden. Wer etwa schnell fettendes Haar hat, sollte zu einem entfettenden Shampoo greifen, trockenes Haar benötigt hingegen feuchtigkeitsspendende Produkte. Damit haben auch tägliche Haarwäschen keinerlei nachteiligen Effekt – im Gegenteil. Noch mehr erfahren Sie dank unserer Tipps zum richtigen Haarewaschen.