Woraus besteht eigentlich unser Haar? Warum bekommen wir Schuppen? Und wie lang kann der Schopf wirklich werden? Unser Haar-Lexikon verrät Ihnen, was so alles auf dem Kopf passiert und welche haarigen Begriffe Sie kennen sollten
Jedes einzelne Haar besteht zu rund 80 Prozent aus Keratin (Eiweißen), Wasser macht 10 bis 15 Prozent aus, der Rest sind Pigmente, Mineralien und Lipide (Fette). Die äußere Schicht des Haares bildet die sogenannte Cuticula oder Schuppenschicht. Sie umhüllt die Cortex (Rinde), die rund 80 Prozent des Haaranteils ausmacht. Chemische Umwandlungs- Prozesse wie Colorieren, Blondieren oder Dauerwellen finden in diesem Teil des Haars statt.
Die Haarfarbe wird durch farbige Pigmente in den Haarfollikeln bestimmt. Sie werden durch Pigmentzellen gebildet. Diese Pigmente wandern durch feine Kanäle in die Keratin- oder Hornzellen des Haares, durchsetzen sie und bilden so die Haarfarbe. Generell kann man sagen, dass dunkelhaarige Menschen mehr Pigmente im Haar haben als Blonde.
Auch naturgraues Haar kann mit den richtigen Pflegeprodukten toll aussehen
Im Grunde ist graues Haar gar nicht wirklich grau, sondern ein Mix aus farblosen und pigmentierten Haaren, der grau erscheint. Weißes Haar entsteht, wenn die Pigmentzelle ihre Melanin-Produktion drosseln. Der Beginn dieses Prozesses ist sehr individuell und genetisch bedingt.
Normal ist ein Haarverlust von 30 bis maximal 100 Haaren pro Tag. Gehen mehr Haare aus, kann das verschiedene Ursachen haben. In rund 95 Prozent aller Fälle ist der Haarausfall erblich bedingt und zwar sowohl bei Frauen als auch bei Männern. Durch eine Überproduktionen von männlichen Hormonen (Androgenen) kommt es zu einer schlechteren Durchblutung des Haarfollikels, der die Verankerung für die Haare bildet.
Der Haarfollikel ist eine schräge Einstülpung in der Haut, in der das einzelne Haar verankert ist. Sie ist die Produktionsstätte des Haarschafts. In den oberen Teil des Haarfollikels münden Talgdrüsen, die für die Fettproduktion auf der Kopfhaut zuständig sind.
Die Haarmenge ist abhängig von der Haarfarbe. So haben Blonde mit 150.000 Haaren die meisten auf dem Kopf, Schwarzhaarige kommen auf rund 110.000 Haare, Brünette auf 100.000 und Rothaarige auf 80.000 Haare.
Ob wir dickes oder dünnes Haar haben, liegt in unseren Genen. Als fein gilt in Europa ein Haar, das einen Durchmesser von 0,04 bis 0.06 mm hat. Normal ist ein Haar zwischen 0,06 und 0,08 mm und als dick wird es zwischen 0,08 und 0,1 mm bezeichnet. Asiatisches Haar ist im Vergleich zu europäischem Haar deutlich dicker, der Durchschnitt in Asien liegt zwischen 0,08 und 0,12 mm. Und europäisches Haar ist eher elliptisch geformt, während asiatisches Haar im Querschnitt runder und damit elastischer ist.
Die Haare auf dem Kopf befinden sich in unterschiedlichen Entwicklungsphasen. Der überwiegende Teil (rund 80 bis 90 Prozent) steckt in der Wachstumsphase (Anagenphase). Dabei bildet sich eine neue Haarwurzel und das Haar wächst. Diese Phase dauert zwischen zwei und sieben Jahre. Danach folgt eine kurze Übergangsphase (Katagenphase) von zwei bis drei Wochen, in der die Zellproduktion im Haarfollikel vorübergehend aufhört. Der Follikel verengt sich dadurch, das Haar fällt aus. Rund ein Prozent der Follikel befinden sich in dieser Übergangsphase. In der folgenden Ruhephase (Telogenphase) regeneriert sich der Haarfollikel wieder, die Zellteilung beginnt und ein neues Haar kann entstehen. Diese Phase dauert zwei bis vier Monate und betrifft rund zehn bis 20 Prozent der Haare.
Keratin - der Stoff, aus dem Haare und Nägel sind
Keratin ist ein sehr elastisches Protein, das Hauptbestandteil unserer Haare, aber auch der Nägel ist.
Die Kopfhaut ist genauso aufgebaut wie die übrige Haut am Körper. Sie ist auch ähnlich empfindlich. Trotz der Haare kann sie einen Sonnenbrand bekommen, Kälte, Hitze und andere Einflüsse von außen können sie austrocknen und zu Juckreiz und Schuppenbildung führen. Wenn die Talgdrüsen der Kopfhaut aus diversen Gründen besonders aktiv sind, kann sie auch stärker fetten.
Ein einzelnes Haar kann mindestens 100 Gramm an Gewicht tragen, ohne zu reißen. Hochgerechnet auf das gesamte Haar auf dem Kopf würde das eine Tragkraft von mindestens zehn Tonnen bedeuten.
Ein Haar bleibt sechs bis acht Jahre auf dem Kopf, dann fällt es aus. Das ist genetisch vorgegeben. Bei stärkerem Haarausfall kann diese Lebensdauer auch auf drei bis vier Jahre verkürzt sein.
Pigment innerhalb der Keratinfasern der Haare. Je nach Menge sorgt es für dunklere oder hellere Haare. Im Alter nimmt die Bildung von Melaninen ab, das führt dann zu grauen bzw. weißen Haare. Es gibt zwei verschiedene Melanin-Typen: die größeren schwarz-braunen Eumelanin-Pigmente und die wesentlich kleineren rot-gelben Phäomelanin-Pigmente. Alle Haarfarben dieser Welt setzen sich aus unterschiedlichen Mischungen dieser beiden Pigment-Typen zusammen.
Schuppen können auf einer trockenen aber auch auf einer fettigen Kopfhaut entstehen, wenn die Kopfhaut kleinste abgestorbene Hautzellen zu früh und in zu großen Mengen abstößt. Die Ursachen sind unterschiedlich: Stress, falsche Ernährung, hormonelle Schwankungen, aber auch trockene Heizungsluft, häufiges Föhnen oder aggressive Reinigungsmittel können zu Schuppen führen. Abhilfe schaffen spezielle Anti-Schuppen-Shampoos mit Wirkstoffen wie Octopirox oder Zink-Pyrithion.
Die Schuppenschicht, auch Cuticula genannt, bildet die äußere Schicht des Haars. Sie besteht aus tannenzapfenförmig angeordneten, flachen Hornzellen und ist ein Indikator für den Gesundheitszustand des Haars. Liegen die Hornzellen flach an, ist das Haarinnere gut gegen Einflüsse von außen geschützt. Zudem wird das Licht an dieser glatten Fläche perfekt reflektiert, das sorgt für Glanz. Ist die Schuppenschicht dagegen durch Stress von außen (Blondierung, Dauerwelle, häufiges heißes Föhnen) offen und rau, können Schadstoffe von außen ins Haarinnere eindringen. Der ganze Schopf sieht dann spröde, glanzlos und struppig aus. Eine intensive Pflege durch Spülungen und Kuren glättet die Schuppenschicht.
Bei starkem Spliss hilft oft nur die Schere
Unter Spliss versteht man gespaltene Haarspitzen, die vermehrt bei längerem Haar auftreten. Der Grund sind meist mechanische Beanspruchungen durch Kämmen, Bürsten oder das Aufstoßen auf die Schulter. Aber auch Stress durch häufiges Färben, Blondieren, Dauerwellen oder Hitze-Tools wie Föhn oder Glätteisen greifen die Spitzen an. Ist der Spliss einmal da, lässt er sich durch Spitzenfluids mit hauchfeinen Silikonölen zumindest optisch für einige Zeit minimieren. Ansonsten hilft nur ein Schnitt beim Friseur.
Wie fast überall auf der Haut sitzen auch auf der Kopfhaut Talgdrüsen. Sie produzieren Fette, die die Kopfhaut und damit auch das Haar vor dem Austrocknen schützen. Durch genetische Veranlagung, Stress oder hormonelle Veränderungen gerät die Talgproduktion manchmal aus dem Gleichgewicht. Das führt dann entweder zu besonders schnell fettendem Haar oder zu einer sehr trockenen Kopfhaut. Beides kann zu unangenehmen Begleiterscheinungen wie Juckreiz, Rötungen oder auch Schuppenbildung führen.
Das Wachstum der Haare lässt sich von außen praktisch nicht beeinflussen. Pro Tag wächst das Haar zwischen 0,3 und 0,45 mm und im Monat 1 bis 1,2 cm. Die maximale Haarlänge schwankt zwischen 40 bis 80 cm.